Enyador 01 - Die Legende von Enyador by Mira Valentin

Enyador 01 - Die Legende von Enyador by Mira Valentin

Autor:Mira Valentin [Valentin, Mira]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy, Intermediate, Readers, Juvenile Fiction
ISBN: 9783743117600
Google: wJJaDgAAQBAJ
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2017-03-17T00:00:00+00:00


Tristan

Tristan glaubte zu ersticken. Da war Wasser, nicht nur in seinem Hals. Auch in seiner Nase, seiner Lunge, überall. Sein Kehlkopf vollführte eine hilflose Bewegung nach oben, ein krampfhafter Schluckreflex überkam ihn. Er erwachte von einem Hustenanfall.

»Tristan! Oh, den Göttern sei Dank, du lebst!«, schrie jemand. Er konnte nicht sagen, zu wem die Stimme gehörte, so sehr schüttelte der Husten ihn. Tränen traten in seine Augen und vernebelten sein Sichtfeld. Die Person neben ihm schlug mit der flachen Hand auf seinen Rücken.

»Tut mir leid, ich wollte dir nur etwas Wasser einflößen. Du hast zwei Tage lang nichts getrunken.«

»Mehr ... Wasser«, röchelte er zwischen den Hustenanfällen.

»Komm erst mal zu dir.« Das Klopfen auf seinem Rücken wurde zu einem beruhigenden Streicheln. Jetzt erkannte er auch die Stimme. Mit dem Handrücken wischte er sich die Augen frei. Es war Marron. Ihr gütiges, wohlbekanntes Gesicht, von dem er geglaubt hatte, es nie wieder erblicken zu dürfen. Da war es, ganz dicht vor ihm, lächelnd und voller Freude, ihn zu sehen.

Einen Augenblick lang überlegte er, ob dies das Reich der Toten war. Doch der tiefe, pochende Schmerz auf seiner Brust machte ihm schnell klar, dass er immer noch auf der Erde weilte. Er blickte an sich hinunter und entdeckte das Brandzeichen auf seiner Brust.

»Oh, Marron«, sagte er leise. »Sie zerstören mich Stück für Stück.«

Sie schüttelte den Kopf, fasste unter seinen Nacken und half ihm, sich aufzurichten. Dann hielt sie ihm den Becher mit Wasser entgegen. Tristan griff gierig danach. Er leerte ihn in einem Zug.

»Mehr!«, forderte er.

»Warte einen Moment. Sonst bleibt es nicht lange in dir.«

Sie nahm den Becher aus seinen zitternden Händen und sah ihn an. Da erst kehrte die Erinnerung an seinen letzten Moment bei Bewusstsein zurück.

»Der Drache«, sagte er. »Er hat sein Feuer auf mich gespuckt. Und ich habe das Fläschchen mit dem Gift zerdrückt. Warum bin ich noch am Leben?«

»Das fragen wir uns alle«, sagte Marron. »Ich weiß nichts von einem Gift. Allerdings ...« Sie griff nach seiner rechten Hand und bog die Finger nach oben. In der Handfläche prangte eine Schnittwunde. »Nichts Bedeutendes, aber in den letzten beiden Tagen habe ich oft darüber nachgedacht, woher diese Wunde wohl stammt. Denn nichts anderes an dir wurde verletzt, Tristan. Das Drachenfeuer konnte dir nichts anhaben.«

Er runzelte die Stirn. »Es hat mich getroffen?«

Sie nickte. »Alles ist verbrannt. Deine Kleidung, der Schandpfahl, der Elb neben dir. Sogar die Ketten, die dich gefangen hielten, sind geschmolzen. Aber du ... hast nicht eine einzige Brandblase abbekommen!«

»Wie kann das sein?«

»Genau das wollen jetzt alle wissen. Hast du eine Ahnung, wo du dich gerade befindest?«

Zum ersten Mal sah er sich genauer in dem Zelt um, das ihn beherbergte. Es war keines der schäbigen Sklavenzelte, in denen sie sonst untergebracht waren. Die Plane hatte weder Löcher noch Flicknähte, der untere Teil war nicht mit Schlamm durchtränkt. Es war beinahe doppelt so groß und an den Wänden entlang verlief eine goldene Ziernaht. Er lag in einem richtigen Bett, nicht auf dem üblichen, stinkenden Strohsack. Außerdem war es warm, so warm, dass er zum ersten Mal seit Wochen keine Gänsehaut hatte, obwohl sein Oberkörper frei war.



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